Was Sie wissen sollten und wie Sie Kindern und Jugendlichen bei der Bewältigung helfen

Viele gutgemeinte Worte von Erwachsenen können sich negativ in die Seele junger Menschen
einbrennen:

„Oma ist jetzt eingeschlafen“ kann zu Einschlafstörungen führen, aus Angst nicht mehr aufzuwachen.

„Opa ist im Krankenhaus gestorben“ kann zu Ängsten vor Krankenhäusern führen – oft noch im Erwachsenenalter unbewusst abgespeichert.

Deshalb ist es wichtig, sich der eigenen Sprache bezüglich Tod und Trauer bewusst zu werden und auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen einzugehen.

Der Verlust eines nahen Angehörigen in der Kindheit ist eine schwere Erfahrung. Er erschüttert Kinder in ihren Grundfesten. Zum Verlust der geliebten Person kommt meistens noch eine veränderte familiäre Situation hinzu, auf die sich das Kind einstellen muss. Eine einfühlsame Begleitung ist deshalb sehr viel wert. Dazu gehören:

  • Eine stufenweise und altersgemäße Information über den bevorstehenden oder eingetretenen Tod.
  • Die Ermöglichung des persönlichen Abschieds in Begleitung eines vertrauten Erwachsenen.
  • Die Unterstützung für die Kinder bei der Mitgestaltung des Trauerprozesses.

Kinder, die eine Schwester oder einen Bruder verloren haben, fühlen sich oft

  • schuldig (weil sie sich schon einmal gewünscht haben dass der Bruder oder die Schwester
    tot sein soll),
  • erleichtert (weil sie jetzt vermeintlich mehr Aufmerksamkeit bekommen),
  • verängstigt (weil sie nun wissen, dass sie selbst auch sterben können),
  • verwirrt (weil sie – in einer ursprünglichen Zweiergeschwisterkonstellation – nicht mehr spürbar Bruder oder Schwester sind).

Wenn Erwachsene trauern, gibt es den Vergleich mit einem Meer der Trauer. Bei Kindern kann die Trauer mit Wasserpfützen verglichen werden.

Sie hüpfen hinein und stecken manchmal knietief in ihrer Trauer, weinen, schreien, toben, schweigen, sind ganz in sich und die Traurigkeit versunken. Dann springen sie wieder heraus und so schnell, wie die Traurigkeit da war, ist sie wieder verschwunden. Sie möchten Ballspielen, etwas malen oder Freunde treffen. Dies ist kein Zeichen, dass alles überwunden ist. Es ist der Eigenschutz des Kindes. Kinder müssen sich trotz der Trauer weiter entwickeln, weiter lernen und wachsen. Wenn sie im Trauerozean versinken würden, hätten sie dafür keine Kraft mehr. Kinder sind wendiger in ihrer Gefühlslage.

 

Wann können Kinder den Tod begreifen?

Bis 2 Jahre: keine konkreten Todesvorstellungen.

Bis 6 Jahre: Mitfühlen noch nicht möglich, Tod noch nicht fassbar,
Vorsicht mit Vergleichen und Bildern.

Bis 10 Jahre: intellektuell begreifbarer, suchen nach eigenen Bewältigungsstrategien.
Zuhören, Gespräche, Beobachten und nicht Abwerten helfen dem Kind.

Bis 12 Jahre: Tod ist begreifbar geworden, aber immer noch unerklärlich. Wirkt emotional
unbeteiligt.

Jugendliche: reagieren „cool“. Ordnung ist wichtig. Nicht zu rasch zur Tagesordnung zurückkehren.

 Was Sie tun können:

  • den Verarbeitungsprozess unterstützen,
  • ehrlich sein,
  • Möglichkeit schaffen, dass Kinder aktiv etwas tun können (zum Beispiel bei der Organisation der Beisetzung helfen lassen).

 

Die 4 Dimensionen des Todesbegriffs

Verschiedene Autoren gehen davon aus, dass sich im Verlauf der kindlichen Entwicklung bis zum Jugendalter vier Dimensionen des Todesbegriffs entwickeln:

  1. Non-Funktionalität: Der Tod bedeutet völligen Stillstand der Körperfunktionen.
  2. Irreversibel: Der Tod ist nicht rückgängig zu machen.
  3. Universal: Alle Lebewesen müssen einmal sterben.
  4. Kausalität: Die Ursachen des Todes sind biologisch.


So können Sie Kinder in ihrer Trauer konkret begleiten:

  • Nähe und Zeit geben,
  • Gefühlsäußerungen erleichtern,
  • trauernde Kinder brauchen die Nähe von vertrauten Erwachsenen,
  • eine spielerische Möglichkeit für das Ausdrücken der Trauer bieten,
  • Rituale können beim Trauerprozess helfen,
  • Hoffnung über den Tod hinaus ermöglichen.